Op 4 mei 2022 vond de jaarlijkse dodenherdenking plaats in Heerlen. Het kabinet van de gemeente Heerlen en het Comité 4 en 5 mei Heerlen hebben zorg gedragen voor een bijzondere herdenking die tevens ook toekomstgericht was. Respect voor het verleden en de vele slachtoffers van het oorlogsgeweld van toe maar ook van nu. De schrijver dichter Josef Gülpers sprak over het thema Heimat: de Heimat van geborgenheid, de kleine hele wereld ergens op die grote wereld waar oorlog en geweld nooit echt zijn opgehouden. Nico de Borst gaf vanuit zijn begeleidingsrol van vluchtelingen een stimulerende prikkel om vooral altijd klaar te staan voor hen die hun Heimat moeten ontvluchten. KHM St. Pancratius verzorgde de muzikale omlijsting en Noor Jacobs droeg een treffend gedicht op.
Als bijzondere gasten waren dit jaar aanwezig gouverneur Roemer en vertegenwoordiger van de stad Aken en de Städteregion Aachen.
De aansluitende stille tocht naar de Algemene Begraafplaats werd begeleid door scouts van Scouting Bekkerveld en de stadsschutterij St. Sebastianus. Een bijzondere tocht met een sympathieke stilte langs de route. Bij de gedachteniskapel spraken gouverneur Roemer en loco-burgemeester Van Zutphen woorden van herdenken die kracht geven om in verbondenheid met vrijheid verder de toekomst in te kunnen gaan. Siem Brandt las het gedicht Geluk en Laurent van de Bos bracht de Last Post. De Harmonie TOG Welten en het KHM St. Pancratius zorgden samen met het publiek voor een bijzondere uitvoering van het Wilhelmus. De grote publieke belangstelling toonde hoe vrijheid ons belangrijkste kleinood is.
Hier de integrale tekst van Josef Gülpers
Mein Lieblingsbaum, 1971 August 2021
Oft denke ich darüber nach, was Heimat für mich bedeutet und warum ich nie aus meiner Heimatstadt fortgehen würde. Wieso lebe ich an dem Ort, wo ich lebe? Ist es einem Unfall, einem Zufall, einem Schicksal, einem Missverständnis zu verdanken? Ist es eine bewusste Entscheidung gewesen? Und wenn ja, von wem? Meinen Eltern? Von mir? Ich reise viel, besuche wunderschöne Orte, spannende Städte mit unglaublichem kulturellen Angebot, mit Geschichte, Stimmung und Atmosphäre, ich wandere durch schroffe Gebirge, durch herrliche Täler, schwimme in türkisfarbenem Meer, spaziere barfuß unter Palmen, unterhalte mich mit interessanten Menschen … Oft dachte ich darüber nach, wie es wohl wäre, dort zu leben, ein kleines Häuschen am Rande eines kleines Dorfes, wo ich auf einer kleinen Terrasse sitzend schreiben kann … Aber ich werde den Gedanken nicht umsetzen. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo anders als in meinem kleinen Dorf am Rande Aachens zu leben. Was hält mich? Bestimmt nicht das Wetter. Es muss an dem Ort selbst liegen. Da, wo ich zugehörig bin, wo ich sicher bin, wo ich einen Teil der Gemeinschaft bilde. Hier bin ich verwurzelt! Der Ort, den ich Heimat nenne! Unbewusst nehme ich Markierungen meines kleinen Dorfes wahr, ich weiß, wie ich mich drehen muss, um die Kirchturmspitze zu erblicken, ich höre unter tausend Glocken diejenige heraus, die morgens um sieben ertönt, ich kenne die Färbung des neuen Wohnblocks, den Geruch, der aus den Scheunentoren im Herbst weht, das tiefe Rütteln, wenn ein schwerer Lastwagen die Hauptstraße entlangfährt, die Silhouette der wenigen Häuser. In dem Ort, wo ich lebe, wurde schon immer gelebt, gebaut, gehandelt, geliebt und gelitten. Er hat seine ureigene Geschichte, die ihre Spuren hinterließ: seine Architektur, seine Atmosphäre, die kollektiven Gewohnheiten seiner Bewohner, die besondere Sprachfärbung. Wunden und Narben, an denen ich täglich vorübergehe. Und all dies prägte den Ort, die Bewohner und mich. Es ist ein Ort gesammelter Erinnerungen, ein Speicher geronnener Geschichte, ein wie eine Computerfestplatte immer wieder verändertes, überschriebenes kollektives Gedächtnis. Die Kultur dieses Ortes schrieb sich in die Gehirne der Menschen ein. Ich bin Teil seiner Geschichte. Mein Ort ist Teil meiner Geschichte. Ich erinnere mich nicht an bedeutende weltpolitische Dinge, die in meinem kleinen Dorf stattfanden. Ich erinnere mich an den Kirschbaum eine Straße weiter, auf dessen Ästen ich Stunden verbrachte, mir Frucht um Frucht in den Mund schiebend. Ich erinnere mich an die schreckgeweiteten Augen des Nachbarjungen, als ihn ein gollernder Truthahn bedrohte. Ich erinnere mich an die Aversion eines meiner Freunde gegen Rosenkohl, an das Zweimarkstück, das mir ein Bauer für fünf Stunden Kartoffelsammeln gab. Ich entsinne mich des Geruchs in Fett brutzelnder Fritten, der Samstag Abend aus der nahen Gaststätte durch unsere Straße wehte … Nebensächliche Dinge. Nebensächliche Dinge? Sechzig Jahre alte Erinnerungen. Die Spuren meiner Welt. Aber sind diese Erinnerungen real? Schmeckten die Kirschen wirklich so süß? Blieb dem Nachbarjungen wirklich beinahe das Herz stehen? War die Abneigung meines Freundes gegenüber Rosenkohl wirklich so dramatisch? Habe ich wirklich fünf Stunden an diesem Feriennachmittag Kartoffeln geklaubt? Geschah das wirklich alles so? Oder wuchs und veränderte es sich in meiner Erinnerung? Ist es eine nostalgische Verklärung der Dinge? Ist es meine Sichtweise auf die Dinge, die sich aus meinen Sehnsüchten und meinen Wünschen speiste? Was bedeutet Heimat? Was bedeutet Zuhause? Der Ort, an dem ich geboren bin? Der Ort, an dem ich aufgewachsen bin? Der Ort, an dem ich lebe? Der Ort, den ich durch die Sprache begreife? Der Ort, an dem ich nicht in Frage gestellt werde? Der Ort, an dem ich die Last der Vergangenheit gegen das Versprechen für die Zukunft eintauschen kann? Ist das Zuhause die Summe der Erinnerungen an Geschehnisse, die man an diesem Ort erlebte? Ist Heimat eine komplizierte Mixtur aus Sehnsüchten und Stimmungen, die an einem bestimmten Ort kulminieren, dessen Name dadurch zu einem romantischen Sinnbild verklärt wird? Ist dies ein realer Ort? Oder ein imaginärer? Ist es ein spiritueller? Ist es das Ziel einer Suche nach innerem Gleichklang? Es sind viele Dinge, die mein kleines Dorf für mich zur Heimat machen, die mich halten: Große, bedeutende, aber auch ganz kleine, wenn man eine gewaltige Linde als etwas Kleines bezeichnen möchte. Nichts ist für mich mehr Symbol des Lebens als ein Baum und wenn er dann noch solch eine Geschichte aufweist … Als Kind war meine Welt der Wald, der alte Steinbruch, die gesprengten Bunker, die Obstbäume der Nachbarn und die gewaltigen Eichen, Linden und Buchen, in die wir geschickt wie die Affen bis in die Spitzen hinein kletterten. Die Welt war für mich ein einziger herrlicher Abenteuerspielplatz. Um das Jahr 1970 zog eine neue Familie aus der Stadtmitte in unser Dorf. Sie bewohnten einen prächtigen Bungalow am Ortsrand und ich freundete mich mit einem ihrer Söhne, Joachim, an. Aus irgendeinem Grund – vielleicht sah mich die äußerst gut situierte Familie nicht ihrer Gesellschaftsschicht angehörig, vielleicht war ich ihnen zu wild und sie fürchteten um die Gesundheit und um die teure Kleidung ihres Sohnes, falls ich ihn in meine Abenteuerwelt einführte – jedenfalls sahen sie nicht gern, wenn wir uns trafen. Zeitweise verboten sie ihrem Sohn gar den Umgang mit mir. Die missbilligenden Blicke und das Verbot seiner Eltern hielten Joachim jedoch nicht ab, sich heimlich mit seinem Freund zu treffen. Nun endlich kommen wir zu meinem Lieblingsbaum. Fünfzig Meter von dem Bungalow der Familie entfernt stand ein hölzernes Wegekreuz, überragt von einer mächtigen Linde. Und auf diese Linde kletterte ich. In gut zehn Metern über dem Boden war ein kräftiger Ast waagerecht aus dem Stamm gewachsen. Auf diesen legte ich mich bäuchlings und konnte durch das dichte Blätterwerk den Bungalow und die Umgebung beobachten, ohne von unten bemerkt zu werden. Das war unser Treffpunkt. Manchmal schien Joachims Vater jedoch meine Anwesenheit zu ahnen und er ließ den Sohn nicht aus dem Haus, und so verbrachte ich oft Stunden des Wartens. Aber das machte mir nichts aus. Ich lag gemütlich auf meinem Ast, träumte von neuen Abenteuern und dachte an dies und jenes. Die raue Rinde an meiner Wange spürend, war ich mit meinem Baum verbunden, wir waren eins, ich fühlte den Herzschlag meines Baumes, sein Leben, ich sprach mit ihm, vertraute ihm meine Geheimnisse an. Er war mein Freund. Vor einigen Jahren stellte ich meiner kleinen Tochter meine alte Linde vor, oder stellte ich dem Baum meine Tochter vor? Ich verspürte Stolz, ihm zu zeigen, was aus dem jungen Träumer geworden ist und ihm mein kleines Mädchen vorzustellen. Ich wollte meinem kleinen Mädchen meine Nähe zu diesem Baum nahebringen, das tiefe Erleben mit ihr teilen und wir kletterten ein Stück hinauf. Nicht zu hoch, aber ich wusste noch, wie ich meine Füße zu setzen und welche Äste ich zu greifen hatte. Sorgsam achtete ich darauf, dass mein kleines Mädchen nicht den Halt verliert, auch wenn ich überzeugt war, dass mein Baum mein kleines Mädchen nicht abstürzen ließe. Wenn ich heute spazieren gehe, zieht es mich immer noch zu diesem Baum, ich grüße ihn und entsinne mich der vielen glücklichen Stunden, die ich geborgen in seinen Ästen verbrachte. Und es juckt in meinen Gliedern, noch einmal hinaufzuklettern …
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